Kurzgeschichte der Teutoburger Wald-Eisenbahn

Die Teutoburger Wald-Eisenbahn (TWE) verbindet Ostwestfalen mit dem Tecklenburger Land und wurde 1899 als Aktiengesellschaft gegründet. Anteilseigner des Unternehmens waren neben der Berliner Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Vering & Waechter GmbH & Co KG mehrere Landkreise und die Anliegerkommunen sowie verschiedene Privatpersonen.

Errichtet wurde die 93 km lange Nebenbahn in drei Bauschnitten. Am 1. November 1900 ging zunächst die Teilstrecke Gütersloh – Bad Laer in Betrieb, gefolgt von Bad Laer – Ibbenbüren am 19. Juli 1901 einschließlich der Anbindung an den Dortmund-Ems-Kanal. Der südlichste Streckenteil zwischen Gütersloh und Hövelhof folgte schließlich am 19. April 1903.

Eine Fehlinvestition war die Eisenbahnlinie nicht, denn schon nach kurzer Zeit entwickelte sich ein reger Verkehr. Während in der Personenbeförderung der Schwerpunkt im Bereich Versmold – Gütersloh – Hövelhof lag, schlug das Herz des Güterverkehrs viel Jahre lang im Nordteil der Strecke zwischen Lengerich und Ibbenbüren bzw. dem Hafen Saerbeck (heute Hafen Ibbenbüren-Dörenthe). Hier spielte vor allem der Transport von Kalk, Kohle und Zement eine wichtige Rolle. Weniger stark war die Nachfrage sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr zwischen Versmold und Lengerich. Für einen gewissen Ausgleich sorgten Wagenladungen zwischen den heute nicht mehr bestehenden Rangierbahnhöfen Rheine und Paderborn, die über die TWE-Strecke geführt wurden. Zeitweise machte der lukrative Durchgangsverkehr bis zu 20 Prozent des Gesamtaufkommens aus.

Bald nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Teutoburger Wald-Eisenbahn infolge des stark anwachsenden Individualverkehrs immer stärker unter Kostendruck. Ein Mittel zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit war die Umstellung der lokbespannten Personenzüge auf Triebwagen. Auch im Güterverkehr begann die schrittweise Umstellung von Dampf- auf Dieseltraktion. Doch alle Forderungen der Teutoburger Wald-Eisenbahn, die Beschaffung moderner Fahrzeuge zu fördern und Hilfestellung bei der Gleisunterhaltung zu leisten, verhallten lange Zeit im Wind. Gleichzeitig flossen erhebliche Summen in den Ausbau des Straßennetzes und selbst die Umstellung des Schienenpersonenverkehrs auf Omnibusse wurde in vielen Fällen wohlwollend finanziell begleitet.

Schließlich gab es auch für die nach dem Zweiten Weltkrieg betriebsführende Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft (DEG) keine Alternative zur Verlagerung des Schienenpersonenverkehrs auf die Straße. 1968 fuhr zwischen Versmold und Ibbenbüren der letzte Personenzug, zehn Jahre später auch im südlichen Streckenbereich bis Hövelhof. Es verblieb ein zunächst noch reger Güterverkehr, der jedoch bis 2010 nach mehreren Betreiberwechseln nahezu bedeutungslos geworden war. Entfallen war u.a. der umfangreiche Transport von Stahl und Schrott für die Benteler-Gruppe, der mit rund 300.000 t p.a. zuletzt den größten Anteil des Güterverkehrs ausgemacht hatte. Planmäßig befahren wurde nun lediglich noch der Streckenabschnitt Gütersloh-Spexard – Gütersloh Nord – Versmold.

Nach dem Verkauf von Veolia Cargo, dem bisherigen Eigentümer der TWE, an die französische SNCF-Geodis-Gruppe gehörte die Teutoburger Wald-Eisenbahn ab dem 11. Januar 2010 zur Captrain Deutschland GmbH. Deren Geschäftsführung kündigte Anfang Mai 2010 während einer Presseveranstaltung die baldige Einstellung des Güterverkehrs an, der wirtschaftlich nicht mehr tragbar sei. Auch die hohen Kosten für die Instandhaltung der Infrastruktur könnte das Unternehmen in Zukunft nicht mehr allein tragen, wobei für den Streckenabschnitt Versmold – Ibbenbüren einschließlich der Hafenanbindung in Ibbenbüren-Dörenthe keinerlei Entwicklungsperspektiven gesehen wurden.

Die drohende Streckenstilllegung des TWE-Nordabschnitts führte im Januar 2012 zur Gründung des „Aktionsbündnis pro TWE“ (AB pro TWE), dem es letzten Endes gelang, die Strecke in eine sichere Zukunft zu führen.

Weitere Informationen zur Unternehmensgeschichte:
Wikipedia-Artikel über die Teutoburger Wald-Eisenbahn

Weitere Informationen zur Eisenbahninfrastruktur:
Wikipedia-Artikel über die Bahnstrecke Ibbenbüren – Hövelhof

Streckenkarte